WORKSHOP 2: „CYMBALS“

Cymbal Selection …

… oder „I hear Violins when I play my Cymbals“ (Art Blakey)

Wonach sucht Ihr, wenn Ihr Euch ein neues Becken auswählt?

Nach einer neuen Schlagfläche zum spielen?
Nach einem lauten Donnerschlag, der die Ohren der anderen Musiker verstümmeln soll?
Nach einem XXXL-Medium-Thin-Flange-Trash-Splash-China-Crash?
Nach Streicherklängen wie Art Blakey?

Für die zusätzliche Schlag- und Spielfläche muss es nicht zwingend ein edles handgehämmertes Becken sein, hier reicht eine Metallscheibe. Der laute Donnerschlag ist schon interessanter: schneidende Höhen, am besten zusammen mit viel Volumen und “Cut” findet man in großen, “Power-, Rock- und Extreme-Crashes”.

Aber wo kommen die Violinen her?

Zunächst einmal: Welche Beckentypen gibt es?

Hihats bestehen aus zwei Becken. Über die Hihat-Maschine lassen sich mit dem Fuß beide Becken zusammenführen und schließen. Je nachdem, wie fest man die Becken aufeinander drückt, oder diese öffnet, klingt das „Hi-Hat“ völlig unterschiedlich.

Ride: Mit Ride-Cymbals werden durchgehende Rhythmus-Figuren –und nicht nur Akzente- gespielt. Sie haben einen wesentlich deutlicheres Anschlagsgeräusch, das wie ein „Ping“ klingt.

Crashes produzieren einen kurzen, starken und silbrigen Akzent. Sie sind dünner als die anderen Becken.

China (Chinese): Die China-Cymbals erzeugen durch den umgebogenen Beckenrand einen besonders obertonreichen und rauschenden, exotischen Klang.

Splash: Ein kleines, dünnes kurz klingendes Crash-Becken.

Bell: Ein dickes, kräftiges Becken mit einem glockenähnlichen Ton.

Lasst Euch nicht von den Bezeichnungen (Crash/Ride/China/Splash/etc.) verwirren. In meinen Augen (äh, Ohren…) gibt es nur “Becken”.

Die Bezeichnung Crash oder Ride stempelt ein Roboter darauf.

Eure Ohren sollten Euch diktieren, was Euch gefällt, nicht der Katalog. Ihr werdet nicht verhaftet, wenn Ihr ein Crash wie ein Ride anspielt.
Aber Ihr entdeckt vielleicht ein paar neue Nuancen, mit denen Ihr Eure rhythmische Sprache bereichern könnt! Wenn Ihr mehrere Becken auswählt, achtet darauf, dass die Becken nicht zu ähnlich klingen. Gerade Mikrophone und größere Räumen lassen kleine Unterschiede sehr schnell verschwimmen. Hier ist es eine gute Idee, wenn man klangliche Reserven zu bieten hat. Wie diese Reserven aussehen (nein: klingen!), ist wieder einmal eine Frage des persönlichen Geschmacks. Den bekommt Ihr durchs Ausprobieren! Achtet beim Spiel mit Eurer Band auf die Tonhöhe der Becken. Wie passt die Tonhöhe zu den Akkorden der Musik?

Mir ist aufgefallen, dass viele Becken irgendeinen silbrigen Klang erzeugen können. Meistens kommt man mit denen auch halbwegs gut “gegen” die lauten Gitarristen an. Schwerer zu finden sind hingegen Becken, die einen “warmen” Klangcharakter haben.
Alte Jazzdrummer schwören auf ihre “alten K´s” (alte in Istanbul handgehämmerte K-Zildjian-Cymbals, bzw. später bei “Azco”, heute SABIAN, in Canada von Kerope Zilcan hergestellte Becken). Warum? Weil diese Becken durch ihre Wärme auch Tiefe und Abwechlsungsreichtum liefern, gegen die ein einfaches “Tsching” nicht mithalten kann. Wenn Ihr Becken ausprobiert, verschließt einfach mal das dem Becken zugewandte Ohr. Euer offenes Ohr wird das Becken in der Raumakustik und somit eher wie die Zuschauer bei einem Konzert hören. Das Experiment funktioniert auch, wenn man einen Freund oder Freundin bittet, das Becken anzuspielen.
Der reine “Silberling” wird so schnell flach und ausdrucksschwach klingen. Becken mit Tiefe und Wärme strahlen darüber hinaus immer ein “Mehr” ab. Es sind Nuancen, aber: Musik besteht aus Nuancen. Wählt Eure Becken passend zu Eurem Schlagzeugsound aus. Ihr steuert in Eurem Drumset ein ganzes Orchester und seid selbst dafür verantwortlich, ob Kettensägen oder Streicher in der ersten Reihe spielen.
Bei der Auswahl meiner Becken bin ich auch so vorgegangen. So habe ich beispielsweise einen Satz speziell für Jazz und Lateinamerikanische Musik zusammengestellt. Ich liebe warme, dunkle Sounds. Nach langem und ausführlichem Testen habe ich mich für einen Mix aus Becken der Schweizer Firma PAISTE entschieden.

Achtet bei Eurer Lieblingsmusik speziell auf die Sounds Eures Lieblingsdrummers. Hört Euch Musik von verschiedenen Bands (und anderen Stilistiken) an. Wie setzen die Drummer dort ihre Sounds ein? Warum haben die Drummer Ihre speziellen Beckensounds an der jeweiligen Stelle gespielt? Werdet Euch bewusst, warum Ihr an einer bestimmten Stelle im Song genau dieses Becken wählt. Trefft Entscheidungen und trefft sie ganz bewusst. Das ist eine Art von Spieltechnik, die man genau wie auch Paradiddles, etc. üben kann. Nur ist dies eine Technik für die Ohren!