WORKSHOP 4: „DRUMSET KAUFEN?“

Welches Schlagzeug soll man als Anfänger kaufen?

Zunächst einmal – glaubt der Werbung kein Wort! Ob Euer Schlagzeug aus Mahagoni, Birke, Ahorn, Linde, Pappel oder sonstwas gebaut wird ist am Anfang völlig egal. Stabil muss es sein und eines kann der Katalog der Schlagzeug-Firma nicht ersetzen: Eine persönliche Hörprobe!

Am besten ihr fahrt in ein Musik-Geschäft Eurer Wahl und spielt alle Sets. Benutzt Eure Ohren, denn die können Euch auch am Anfang schon sagen, was Euch klanglich gefällt und was nicht. Bittet einen Verkäufer auf allen Sets einen Groove und ein paar Fills zu spielen, möglichst dieselben, damit Ihr aus der Hörer-Position vergleichen könnt.

Die meisten Schlagzeughersteller bieten ihre Sets in vielen Farben an, Ihr müsst also auch nicht kaufen, was im Geschäft vorhanden ist (Achtung: manchmal gibt es Sonderangebote, kann sich lohnen, kann aber auch ein Hinweis auf Auslaufmodelle sein. Da kann man unter Umständen später keine farblich passenden Trommeln nachkaufen). Schaut Euch im Internet nach Preisvergleichen um.

Achtet auf die Garantiefristen. Mancher Vertrieb bietet eine auf 3 oder gar 5 Jahre ausgeweitete zusätzliche Garantiefrist an.

Da lohnt es sich wirklich genau zu vergleichen. Auch wichtig ist, ob ihr umfassend beraten werdet. Diesen Service liefern am besten die Händler vor Ort.

Also ist der billigste Preis beim großen Vertrieb auch nicht immer der wirklich „beste“ Preis, wenn Ihr an einem guten Service und persönlichen Kontakt interessiert seid.

Wo liegen genau die Unterschiede?

Alle gängigen Schlagzeugfirmen haben mehrere Linien im Programm. In den Katalogen findet Ihr meist die TOP-Serie zuerst. Das sind Sets für Profis, die andere Anforderungen an Qualität und Klang haben (müssen) als beispielsweise für Schüler, deren Set die meiste Zeit aufgebaut im Keller steht. Es macht einen großen Unterschied, ob ein Schlagzeug fest montiert stehen bleibt oder täglich mehrfach auf und abgebaut + transportiert wird. Bei letzterem ist die Hardware (die verchromten Teile, Stangen etc.) großen Belastungen ausgesetzt.

Hinsichtlich der Kesselmaterialien (Holzart: Linde, Mahagony, Birke, Ahorn, …)  habe ich den Eindruck dass hier ein großer Hokuspokus von den Herstellern veranstaltet wird. Zwar gibt es tatsächich klangliche Unterschiede zwischen Kesseln verschiedener Holzart wenn sie gleicher Qualität und Machart sind (Kesselgratung, -stärke, etc.).

Auch sind diese Unterschiede durchaus hörbar. Doch ist es völlig falsch zu behaupten, dass manches Holz nur für bestimmte Musikarten geeignet wäre oder z.b. Birke generell „besser“ klingt als Ahorn. Die Felle die man wählt haben einen weitaus größeren Einfluss auf den Sound. So lässt sich fast jedes Set zu fast jedem Sound “hinbiegen” (mehr dazu im Stimm-Workshop).

Bei den Kesselmaterialien vollzieht sich alle paar Jahre eine Trendwende. Vor 10 Jahren war Ahornholz völlig HIP, jetzt ist es Birkenholz…warten wir ab, was als nächstes kommt….

Einen großen Unterschied hört man aber tatsächlich bei lackierten Trommelkesseln (bzw. gebeizten, oder mit Öl-behandelten) im Vergleich zu Kesseln, die lediglich mit einer farbigen Folie bezogen sind. Der Hintergrund ist, dass die Folie den Kessel in seiner Schwingung dämpft – und das hört man tatsächlich! Leider ist das Lackieren ein aufwändiger Prozess (= teurer als Folie).

Bei der Hardware der Schlagzeuge gilt die Frage: Wie oft wird das Set transportiert? Wenn Ihr das Set nur einmal aufbaut und es dann immer im Zimmer stehen habt, könnt Ihr auch mit günstiger Hardware wenig falsch machen. Schlagzeuge die oft auf- und abgebaut werden und auf wechselnden Untergründen stehen müssen, benötigen stabile (doppelstrebige) Hardware. Achtet vor allem auf einen guten Hocker. Der sollte mit einer Drehspindel zur Höhenverstellung ausgestattet sein und weich gepolstert sein. Auf reinen Plastikoberflächen schwitzt man schnell, ich empfehle stoffbezogene Sitze. Denkt daran, dass Ihr auf lange Zeit ermüdungsfrei sitzen müsst.

Welche Trommeln, Welche Größen?

Für den Anfang reichen meist Bassdrum, Snaredrum, Hihat und ein Ride-Cymbal aus. Sucht Euch einen Hersteller aus, der Einzelkomponenten anbietet. Ein Preisvergleich lohnt auch hier, manchmal gibt es Setpreise, da ist dann ein komplettes Set mit Toms und Hardware in der Summe günstiger als die Einzeln ausgewählten Komponenten zusammen.

Nun gibt es die Komponenten eines Drum-Sets in verschiedenen Größen. Als Standard haben sich Bassdrums in 20” oder 22” (Zoll = Durchmesser), Snaredrums ins 13” oder 14”, und Toms in 10”, 12”, 14” durchgesetzt. Mit so einem Set kann man ALLE Musikrichtungen spielen und es im Klang entsprechend anpassen. Bei bestimmten “extremeren” Musikrichtungen, empfiehlt sich, die Größen des Sets entsprechend anzupassen.

Beipielsweise ist eine kleinere Bassdrum (18”) ideal für Jazz, Größere und tiefere Kessel bei Toms und BassDrum machen mehr Dampf, sowas kommt bei Heavy-Mucke gut, ist dafür aber nicht so flexibel im Sound. Kleine Kessel kann man immer tiefer stimmen, aber große Kessel hochgestimmt sind nicht jedermanns Fall.

Eines gilt uneingeschränkt: Es ist immer der Drummer, der den Sound macht, nicht das Set…!

Becken:

Betrachtet das gesamte Schlagzeug als EIN Instrument. EIN Instrument wird immer so klingen wie die Summe seiner Komponenten. Ein Oberklasse-Set mit Billig-Becken zum Beispiel kann fast nie überzeugen. Ein brauchbarer Beckensatz (Hihat, Crash, Ride) ist wichtig (s. Becken-Workshop). Die Investition dafür lohnt sich, weil es einfach viel mehr Spass macht auf einem gleichmäßig gut klingenden Instrument zu spielen. Und: man kann fast jede Trommel irgendwie bearbeiten, dass sie z.B. auf einer Studioaufnahme gut klingt. Becken nicht! Die klingen so wie sie sind.

Fazit:

Ich empfehle meinen Schülern, sich mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Budget lieber ein kleines, dafür aber feines Set mit einem guten Hocker zu kaufen. Gerade am Anfang reichen Bassdrum, Snaredrum, Hihat und Ride aus. Lieber weniger aber dafür gute Sachen.

Ach ja… dieser Workshop enthält rein persönliche Meinungen des Authors…