Welches Schlagzeug soll man als Anfänger kaufen?

Zunächst
einmal – glaubt der Werbung kein Wort! Ob Euer Schlagzeug aus Mahagoni,
Birke, Ahorn, Linde, Pappel oder sonstwas gebaut wird ist am Anfang
völlig egal. Stabil muss es sein und eines kann der Katalog der
Schlagzeug-Firma nicht ersetzen: Eine persönliche Hörprobe!
Am
besten ihr fahrt in ein Musik-Geschäft Eurer Wahl und spielt alle Sets.
Benutzt Eure Ohren, denn die können Euch auch am Anfang schon sagen,
was Euch klanglich gefällt und was nicht. Bittet einen Verkäufer auf
allen Sets einen Groove und ein paar Fills zu spielen, möglichst
dieselben, damit Ihr aus der Hörer-Position vergleichen könnt.
Die
meisten Schlagzeughersteller bieten ihre Sets in vielen Farben an, Ihr
müsst also auch nicht kaufen, was im Geschäft vorhanden ist (Achtung:
manchmal gibt es Sonderangebote, kann sich lohnen, kann aber auch ein
Hinweis auf Auslaufmodelle sein. Da kann man unter Umständen später
keine farblich passenden Trommeln nachkaufen). Schaut Euch im Internet nach Preisvergleichen um.
Achtet auf die Garantiefristen. Mancher Vertrieb bietet eine auf 3 oder gar 5 Jahre ausgeweitete zusätzliche Garantiefrist an.
Da
lohnt es sich wirklich genau zu vergleichen. Auch wichtig ist, ob ihr
umfassend beraten werdet. Diesen Service liefern am besten die Händler
vor Ort.
Also
ist der billigste Preis beim großen Vertrieb auch nicht immer der
wirklich „beste“ Preis, wenn Ihr an einem guten Service und persönlichen
Kontakt interessiert seid.
Wo liegen genau die Unterschiede?
Alle
gängigen Schlagzeugfirmen haben mehrere Linien im Programm. In den
Katalogen findet Ihr meist die TOP-Serie zuerst. Das sind Sets für
Profis, die andere Anforderungen an Qualität und Klang haben (müssen)
als beispielsweise für Schüler, deren Set die meiste Zeit aufgebaut im
Keller steht. Es macht einen großen Unterschied, ob ein Schlagzeug fest
montiert stehen bleibt oder täglich mehrfach auf und abgebaut +
transportiert wird. Bei letzterem ist die Hardware (die verchromten
Teile, Stangen etc.) großen Belastungen ausgesetzt.
Hinsichtlich der Kesselmaterialien
(Holzart: Linde, Mahagony, Birke, Ahorn, …) habe ich den Eindruck
dass hier ein großer Hokuspokus von den Herstellern veranstaltet wird.
Zwar gibt es tatsächich klangliche Unterschiede zwischen Kesseln
verschiedener Holzart wenn sie gleicher Qualität und Machart sind
(Kesselgratung, -stärke, etc.).
Auch
sind diese Unterschiede durchaus hörbar. Doch ist es völlig falsch zu
behaupten, dass manches Holz nur für bestimmte Musikarten geeignet wäre
oder z.b. Birke generell „besser“ klingt als Ahorn. Die Felle die man
wählt haben einen weitaus größeren Einfluss auf den Sound. So lässt sich
fast jedes Set zu fast jedem Sound “hinbiegen” (mehr dazu im
Stimm-Workshop).
Bei
den Kesselmaterialien vollzieht sich alle paar Jahre eine Trendwende.
Vor 10 Jahren war Ahornholz völlig HIP, jetzt ist es Birkenholz…warten
wir ab, was als nächstes kommt….
Einen
großen Unterschied hört man aber tatsächlich bei lackierten
Trommelkesseln (bzw. gebeizten, oder mit Öl-behandelten) im Vergleich zu
Kesseln, die lediglich mit einer farbigen Folie bezogen sind. Der
Hintergrund ist, dass die Folie den Kessel in seiner Schwingung dämpft –
und das hört man tatsächlich! Leider ist das Lackieren ein aufwändiger
Prozess (= teurer als Folie).
Bei der Hardware
der Schlagzeuge gilt die Frage: Wie oft wird das Set transportiert?
Wenn Ihr das Set nur einmal aufbaut und es dann immer im Zimmer stehen
habt, könnt Ihr auch mit günstiger Hardware wenig falsch machen.
Schlagzeuge die oft auf- und abgebaut werden und auf wechselnden
Untergründen stehen müssen, benötigen stabile (doppelstrebige) Hardware.
Achtet vor allem auf einen guten Hocker. Der sollte mit einer
Drehspindel zur Höhenverstellung ausgestattet sein und weich gepolstert
sein. Auf reinen Plastikoberflächen schwitzt man schnell, ich empfehle
stoffbezogene Sitze. Denkt daran, dass Ihr auf lange Zeit ermüdungsfrei
sitzen müsst.
Welche Trommeln, Welche Größen?
Für
den Anfang reichen meist Bassdrum, Snaredrum, Hihat und ein Ride-Cymbal
aus. Sucht Euch einen Hersteller aus, der Einzelkomponenten anbietet.
Ein Preisvergleich lohnt auch hier, manchmal gibt es Setpreise, da ist
dann ein komplettes Set mit Toms und Hardware in der Summe günstiger als
die Einzeln ausgewählten Komponenten zusammen.
Nun
gibt es die Komponenten eines Drum-Sets in verschiedenen Größen. Als
Standard haben sich Bassdrums in 20” oder 22” (Zoll = Durchmesser),
Snaredrums ins 13” oder 14”, und Toms in 10”, 12”, 14” durchgesetzt. Mit
so einem Set kann man ALLE Musikrichtungen spielen und es im Klang
entsprechend anpassen. Bei bestimmten “extremeren” Musikrichtungen,
empfiehlt sich, die Größen des Sets entsprechend anzupassen.
Beipielsweise
ist eine kleinere Bassdrum (18”) ideal für Jazz, Größere und tiefere
Kessel bei Toms und BassDrum machen mehr Dampf, sowas kommt bei
Heavy-Mucke gut, ist dafür aber nicht so flexibel im Sound. Kleine
Kessel kann man immer tiefer stimmen, aber große Kessel hochgestimmt
sind nicht jedermanns Fall.
Eines gilt uneingeschränkt: Es ist immer der Drummer, der den Sound macht, nicht das Set…!
Becken:
Betrachtet
das gesamte Schlagzeug als EIN Instrument. EIN Instrument wird immer so
klingen wie die Summe seiner Komponenten. Ein Oberklasse-Set mit
Billig-Becken zum Beispiel kann fast nie überzeugen. Ein brauchbarer
Beckensatz (Hihat, Crash, Ride) ist wichtig (s. Becken-Workshop). Die
Investition dafür lohnt sich, weil es einfach viel mehr Spass macht auf
einem gleichmäßig gut klingenden Instrument zu spielen. Und: man kann
fast jede Trommel irgendwie bearbeiten, dass sie z.B. auf einer
Studioaufnahme gut klingt. Becken nicht! Die klingen so wie sie sind.
Fazit:
Ich
empfehle meinen Schülern, sich mit dem ihnen zur Verfügung stehenden
Budget lieber ein kleines, dafür aber feines Set mit einem guten Hocker
zu kaufen. Gerade am Anfang reichen Bassdrum, Snaredrum, Hihat und Ride
aus. Lieber weniger aber dafür gute Sachen.
Ach ja… dieser Workshop enthält rein persönliche Meinungen des Authors…